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Ein Dorf feiert seinen Helden - Andreas Wank ist zurück aus Vancouver, Heimatort Domnitz bereitet Skispringer gebührenden Empfang

Bernhard Zarski ist auch noch zum Großmarkt gefahren, Getränke besorgen. Einer musste es doch machen. Und es blieb ihnen ja auch nicht viel Zeit zum Organisieren, ihm und seinen Gemeinderäten. Am Montagabend war es, als Andreas Wank im Teamwettkampf der Skispringer bei den Olympischen Spielen in Vancouver mit Michael Neumayer, Martin Schmitt und Michael Uhrmann Silber holte. Am Dienstag erfuhr Zarski, dass Wank am Wochenende seine Eltern besuchen wird, in Domnitz. Da stand für den Bürgermeister des 400-Seelen-Dörfchens im nördlichen Saalekreis fest: Die Gemeinde wird Andreas Wank einen gebührenden Empfang bereiten.

Und so stehen am Sonnabend rund 150 Domnitzer voller Erwartung im mit Girlanden geschmückten Saal des örtlichen Agrarbetriebs, der mal einen Drogeriemarkt beherbergte. Sekt und Schnittchen warten, Zarski geht noch einmal seine kurze Rede durch. Die Kinder des Ski- und Freizeitvereins Rothenburg, wo auch Andreas Wank seine ersten Sprünge absolvierte, und der Domnitzer Kita haben Transparente und Plakate gemalt: "Willkommen Andy, Domnitz ist stolz auf Dich!"

Doch Andy, wie der 22-Jährige im Dorf nur genannt wird, kommt erst einmal kaum in den Saal hinein. Vor der Tür wartet ein Spalier aus Kameraleuten und Fotografen, Kindern, die sich mit ihm ablichten lassen wollen, Nachbarn und Freunden mit Blumensträußen in den Händen. Andreas Wank hält die Medaille in die Höhe - nicht zum letzten Mal an diesem Nachmittag.

Er sei "überrascht und überwältigt" über den Empfang, wird er ein paar Minuten später ins Saalmikrofon sagen, sichtlich verlegen. Gerade hat der Bürgermeister ihm die Ehrenbürgerwürde angetragen ("Mit einigen Gemeinderäten habe ich schon gesprochen, die sind einverstanden."), begleitet von tosendem Applaus. Noch lauter wird der Jubel, als Wank sagt, wie sehr er seinen Heimatort vermisst: "In Gedanken bin ich oft in Domnitz, es fehlt mir!" Nach vier Jahren Grundschule im nahen Nauendorf wechselte er als Zehnjähriger an das Oberhofer Skigymnasium im Thüringer Wald. Auch wenn er offiziell für den WSV Oberhof 05 startet, für die Domnitzer ist und bleibt er ihr Skisprung-Ass.

"Wir bekommen alle seine sportlichen Erfolge unmittelbar mit", erzählt Nachbarin Renate Breitenstein. Sie kennt Andreas Wank noch als kleines Kind. "Wo Wanks gebaut haben, war früher unser Garten." Wie vermutlich fast alle Domnitzer, hat sie vor dem Fernsehapparat gesessen, als der 22-Jährige im Team die Medaille holte. "Man kriegt Gänsehaut, wenn man das sieht." Wie alle im Saal freut sie sich über den Erfolg - und zollt den Sportlern Respekt: "Unglaublich, was sie leisten."

Andreas Wank ist derweil ganz anderem Stress ausgesetzt: Unablässig nimmt er Glückwünsche und Blumen entgegen, gibt Autogramme. Veronika Berger zeigt stolz die Karte mit dem Namenszug des Skisprung-Talents: "Für meinen Enkel Gustav", sagt sie. Der Fünfjährige aus der Nähe von Merseburg ist am Wochenende bei Oma zu Besuch. "Seit ich ihm gesagt habe, wir schauen uns den Skispringer an, ist er ganz aufgeregt!" Und sie nicht minder.

Die Silbermedaille von Vancouver, sie hat einiges durcheinander gewirbelt im sonst so beschaulichen Domnitz. Auch im Amtsalltag von Bernhard Zarski, in dessen Gemeinde es nun plötzlich einen Olympia-Zweiten gibt: "Ein erhebendes Gefühl!" Doch der parteilose Bürgermeister und seine Gemeinderäte mussten sich bei aller Freude erst einmal einige Gedanken machen. So wollten sie die Feier zu Ehren Wanks zunächst im Gemeindeamt oder im Feuerwehrgerätehaus steigen lassen. Zarski ist froh, dass sie sich davon schnell wieder verabschiedet haben: "Der Platz hätte nie gereicht!"

Als der 62-Jährige am Montagabend vor dem TV-Gerät saß, da bangte er zunächst, wie wohl alle anderen Zuschauer auch. "Erstmal hat es ja nicht so richtig geklappt", sagt er mit Blick auf den verpatzten letzten Sprung von Martin Schmitt. Fragt man Andreas Wank, wie er eine knappe Woche danach auf das Silber-Springen blickt, gibt er sich routiniert: "Natürlich hätte es schief gehen können", ist ihm jetzt noch klar, "aber ich war mir meiner Sache sicher, und die anderen auch." Der Probe-Durchgang des Springens sei gut gelaufen, "das hat uns stark gemacht". Dennoch, dass er Silber geholt hat, räumt das Nachwuchs-Talent ein, "das kommt erst so langsam in meinem Kopf an". Seinen Eltern geht es da wohl ähnlich. "Uns war wichtig, dass er eingesetzt wird", sagt Mutter Amina, "mit einer Medaille haben wir nie gerechnet." Die wird nach dem Empfang auch noch im Familienkreis gefeiert, genau wie Andreas Wanks Geburtstag - erst am 18. Februar ist er 22 geworden.

Am Sonntag war der Domnitzer Olympia-Zweite schon wieder auf dem Weg nach Oberhof, den Blick auf die nächsten Wettkämpfe gerichtet. Diese Woche ist Skandinavien-Tournee, in wenigen Wochen die Skiflug-WM im slowenischen Planica. Und die Winterspiele im russischen Sotschi 2014, die peilt Andreas Wank natürlich auch an. Die Messlatte liegt hoch. Wie hat der Bürgermeister dem Skisprung-Ass vor dem jubelnden Saal zugerufen? "Wir hoffen, dass Du bei der nächsten Olympiade noch höher auf dem Treppchen stehst!"